Verjüngungskur für Mies-Bau
30.000 Originalteile wurden ausgebaut, instandgesetzt und wieder eingebaut
Sechs Jahre lang dauerte die Sanierung des in den 1960er Jahren errichteten Bauwerks aus der Feder von Mies van der Rohe, mit dessen Instandsetzung das Büro David Chipperfield Architects 2016 beauftragt wurde. Primär ging es um eine bautechnische Modernisierung, ohne aber den Charakter und die visuelle Integrität des denkmalgeschützten Baus zu verändern. Im 7.000 Quadratmeter großen Außenbereich wurden sämtliche Natursteine ausgebaut, aufgearbeitet und auf einer neuen Flächendrainage neu verlegt.
Projektdaten |
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Architekt |
Mies van der Rohe (Ursprungsbau) |
Standort | Berlin |
Fertigstellung | 2021 |
Fotograf | David von Becker, Simon Menges |
Produkt | Flächendrainage AquaDrain T+ |
Herausforderung:
Der Wunsch nach maximaler Entwässerung bei minimalem Gefälle
Nach knapp 50 Jahren Nutzung mussten Teile des Innenbereichs und der gesamte Außenbereich erneuert werden. Die größte Herausforderung dabei war das geringe Gefälle der Abdichtungsebene auf der sehr großen Fläche. Die Regelwerke geben mindestens zwei Prozent Gefälle vor, in diesem Fall sollte das Gefälle allerdings nur 0,5 bis ein Prozent betragen.
Das größte Puzzle Berlins
Die umlaufende Granitterrasse der Neuen Nationalgalerie wurde während der Originalbauzeit lose auf Splitt verlegt. Schäden wie Unebenheiten, Überzähne und Risse sind bei dieser Verlegeart allerdings quasi vorprogrammiert. So auch in Berlin. Die nicht kapillarpassive Verlegung auf Kies- oder Splittbett sorgt dafür, dass das stehende Wasser auf der Abdichtung über die Konstruktion wieder an die Oberfläche wandert und dort für Feuchteflecken und Verunkrautung der Fugen sorgt. Also wurden die beschädigten Granitplatten einzeln rückgebaut, kartiert, katalogisiert, 40 Kilometer entfernt eingelagert und instandgesetzt. Ein Vorgang, der insgesamt knapp vier Monate dauerte.
Sichere Entwässerung bei erforderlicher Tragfähigkeit
Aufgrund des geringen Gefälles entwickelte Gutjahr in Zusammenarbeit mit David Chipperfield Architects unterschiedliche Aufbauvarianten. Anhand der zuvor entnommenen Originalplatten konnten Versuchsflächen realisiert werden, um die Aufbauten und Belastbarkeiten realistisch auf Funktionalität zu überprüfen. Das ist unter anderem deshalb wichtig, da in öffentlichen Bereichen ganz andere Lasten einwirken als im privaten Bereich, wenn die Flächen beispielsweise von Reinigungsfahrzeugen befahren werden. Die Lösung weist folgende Besonderheiten auf:
1. Die Wahl der Expertinnen und Experten fiel auf die Flächendrainage AquaDrain T+ in 16mm mit einer Besonderheit: Die Drainage ist eine Spezialanfertigung, da sie eine dickere Wandung als das Standard-Produkt hat.
2. Das Drainagesystem ist kapillarpassiv und wurde speziell für die lose Verlegung von Natur- und Betonwerkstein entwickelt.
3. Die schnelle und dauerhafte Entwässerung der Belagskonstruktion kann mittels Drainkanälen, die eine kapillarbrechende Luftschicht bilden, gewährleistet werden. Dank des drainfähigen Hohlraums von 95 Prozent kommt das partiell auf der Abdichtung verbleibende Stauwasser nicht mit der Bettungsschicht aus Splitt in Kontakt. Selbst wenn aufgrund des geringen Gefälles flachere Pfützen auf der Abdichtung stehen bleiben sollten, werden Feuchteflecken größtenteils vermieden.
4. Die AquaDrain T+ ist für eine Flächenbelastbarkeit von 40kN/m2 geeignet und die dickere Wandung trägt zusätzlich dazu bei, die auftretenden Belastungen besser aufzunehmen.
Trockenen Fußes in die Nationalgalerie
Im Sommer 2018, also drei Jahre nach Beginn der Sanierung und nach der Abdichtung der gesamten Fläche mit Bitumenschweißbahnen, konnte mit der Verlegung des Drainagesystems und der Neuverlegung der Granitplatten auf dem Splittbett begonnen werden. Die Randbereiche wurden zusätzlich mit fest in Drainmörtel eingebauten Rinnensteinen verstärkt und auf der kapillarbrechenden Flächendrainage AquaDrain EK montiert. Künftig können die Besuchenden des Museums also wieder trockenen Fußes und auf intakten Granitplatten den Weg zur Ikone beschreiten und sich sicher sein, dass jede Granitplatte an ihrem früheren Ort und in unveränderter Ausrichtung eingebaut wurde.